Angehende Lehrpersonen erhalten einen Einblick in den Beruf Zimmermann
Im Herbst 2019 hat uns Holzbau Schweiz angefragt, ob wir beim Projekt Job Shadowing mitmachen möchten. Job Shadowing ist ein Projekt der Pädagogischen Hochschule Bern. Es bietet den angehenden Oberstufenlehrpersonen die Möglichkeit, eine Woche in einen technischen Beruf reinzuschnuppern. Dabei begleiten die Studierenden einen Lernenden und lernen so die Berufslehre aus der Perspektive der Lernenden kennen.
Alice Kofmel ist bereits die fünfte angehende Lehrperson, die bei Beer Holzbau im Rahmen von Job Shadowing einen Lernenden begleitet. In einem Tagebuch schildert uns Alice ihre Eindrücke dieser Woche.
Meine Eindrücke und Erwartungen
Normalerweise studiere ich an der Pädagogischen Hochschule Bern. Doch diese Woche tausche ich Laptop und Bücher mit Akkuschrauber und Spitzhammer. Für eine Woche werde ich Lernende in der Werkstatt und auf der Baustelle begleiten. Es soll mir als angehende Oberstufenlehrerin zeigen, was Schülerinnen und Schüler in der Schnupperlehre und der Lehre erwartet. Obwohl ich das duale Bildungssystem gut kenne, ist Zimmermann ein mir völlig fremder Beruf. Deshalb habe ich mich umso mehr gefreut, eine Woche die Gelegenheit zu haben, einen vertieften Einblick in diesen vielseitigen Beruf zu erhalten.
Am Montag begleite ich Simeon, Lehrling im 4. Lehrjahr, in der Werkstatt. Er arbeitet an einer Treppe. Sein grosses Wissen beeindruckt mich. Hätte man mir nicht gesagt, dass Simeon ein Lehrling ist, hätte ich es nicht bemerkt. Er arbeitet selbstständig und fokussiert. Ich sehe, wie viel Verantwortung er bereits übernimmt. Das gleiche Verantwortungsbewusstsein beobachte ich einen Tag später mit Samuel, Lehrling im 2. Lehrjahr, auf der Baustelle. Auch er arbeitet exakt und fleissig. Ich helfe, wo ich kann und merke, wie anstrengend ein Tag auf der Baustelle ist. Die körperliche Arbeit und das viele draussen sein, bin ich mir aus dem Schulalltag nicht gewohnt.
In Gesprächen mit Roger Gloor, dem Berufsbildner, erfahre ich, wie stark er und die ganze Firma Beer sich für die Ausbildung junger Berufsleute einsetzen. Fast wöchentlich schnuppert ein Schüler in den Beruf rein. Die Schnupperlernenden haben die Gelegenheit die verschiedenen Aufgaben eines Zimmermanns kennen zu lernen.
Am Freitag bin ich müde von den vielen Eindrücken und der Arbeit. Aber das Job-Shadowing hat sich gelohnt. Ich konnte meine Kompetenzen im Berufswahlprozess erweitern. Ich war schon immer ein Fan von Schnupperlehren, aber diese Woche hat mir noch einmal gezeigt, wie wichtig es ist. Ich konnte die verschiedensten Arbeiten kennen lernen und mir ein wirkliches Bild der Lehre und des Betriebes machen. Ich werde meine Schülerinnen und Schüler ermutigen, viel schnuppern zu gehen. Zudem will ich sie optimal auf die Berufslehre vorbereiten. Denn der Übertritt aus der Schule ins Berufsleben ist eine Herausforderung. Diese Woche habe ich aber junge Menschen getroffen, die diese Herausforderung mit Bravour gemeistert haben.
Alice Kofmel
